Powder Special 2015

Mit 15 hat man grandios einfache Vorstellungen vom Erwachsenendasein. Mit Supermodels im Arm, Tontauben schießend auf einer Yacht um die Welt gondeln und sich und irgendwelche großen Erfolge feiern – so wird‘s werden! Zwischen Tür und Angel die großen Entscheidungen treffen und nebenbei übers Satellitentelefon mit den Kumpels checken, wo die nächste Runde Pow geshreddet wird. Wäre ich doch heute schon erwachsen!

Mit circa 30 stellt sich dann heraus, dass wir wegen zu viel Powder-Snowboarding alle weder eine Yacht, noch teure Hinterlader, oder Tontauben haben. Wahrscheinlich ist ein solider Vogel das einzige, was wir mit den oberen Zehntausend und erfolgreichen Karrieristen teilen.

Ich persönlich kotze, wenn ich deswegen als Freerider abgestempelt werde. Ich muss einen Haufen andere Facetten meiner Identität mindestens ebenso intensiv leben, damit auch im nächsten Winter wieder ein paar geile Tage im tiefen Schnee drin sind. Liftkarten wollen bezahlt und Autos betankt werden. Umsonst ist nur der Tag auf dem Sofa – der kostet mich allerdings einen Tag meines Lebens. Ich habe keine Wahl, so frei bin ich gar nicht! Warum lässt man sich von einem Thema derart bestimmen? Warum widmen wir dem Thema Tiefschnee eine komplette Ausgabe?

Powder shredden ist so ziemlich alles, von ganz geil bis ganzheitlich – nur langweilig nicht. Der Anfänger, der 40 Meter vorm rettenden Ziehweg in der Spur verschneidet und einen brutalen Hike durchs Hüfttiefe vor sich hat, baut genau so eine emotionale Verbindung zum Tiefschnee auf, wie der Profi, der von Pillow zu Pillow fliegt und nur dort zum Stehen kommt, wo er stehenbleiben möchte. Der eine spürt eine Zukunft und versucht es deswegen noch einmal, der andere ruht Zen-mäßig über weißen Wolken schwebend im Hier und Jetzt. Für die meisten von uns bewegt sich ein Tag im Pow wahrscheinlich irgendwo zwischen den beiden Extremen. Aber im Griff hat mich das Bedürfnis, diesem Tag einen weiteren folgen zu lassen, das ganze Jahr über.

Kicker springen, Lines fahren, Cliffs droppen, Turns ziehen, Butters machen, Gipfel stürmen, Pillows sprengen, die Ruhe genießen – wenn der Berg unter einer dicken Schicht frischem Schnee verschwindet, dann bekommt jeder seine ganz eigene Perspektive und setzt eigene Prioritäten. Boards sind unser Mittel zum Selbstausdruck. Das Brett gibt uns eine Daseinsberechtigung in einer weißen Welt. Wie man es nutzt, das bleibt einem völlig selbst überlassen. Vielleicht liegt darin die Faszination. Reicht das für eine Definition?

Powder fahren ist eine der wenigen Sachen, die heute wie mit 15 Jahren am besten mit „weil's halt geil ist!“ beschrieben wird. Braucht man noch mehr Gründe, um ein Powder Special zu machen! Over & Pow!

Inhalt

148 Seiten
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The Worst Winter Ever?
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Äsmo Portrait
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Xavier De Le Rue Interview
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