Powder Special 2017

Südwestströmung. Hört sich eigentlich gar nicht so schlimm an. Ist sie aber. Zumindest im Dezember. Die Südwestströmung bringt dem Alpenraum nämlich vor allem eines: Milde Luft. Die ist das Letzte, was man braucht, wenn man heiß auf die Snowboard-Saison ist. Dabei hatte dieser Winter 16/17 bereits einmal kurz vorbeigeschaut und uns die ersten erfolgreichen Powder-Runs beschert. Kaum durchgestartet, entpuppte sich der vermeintliche Winter-Frühstart aber als Fehlzündung. Wegen der stabilen Südwestströmung. Und so hoffen wir jeden Morgen beim Scheibenkratzen am Auto darauf, dass der Wintereinbruch bald kommen möge – nur um dann mittags bei Plusgraden in die Werkstatt zu schlurfen, um weiter all jene Bretter zu präparieren, die wir in dieser Saison noch zu fahren gedenken.

Womit wir bei den grundlegenden Themen dieses Pleasure-Powder-Specials wären: Hoffnung, Frustration, und der Trend zum Zweitbrett. Neudeutsch nennt sich letztgenanntes „Quiver“ und beschreibt nichts anderes als die Tatsache, dass der Ein-Brett-für-Alles-Trend endgültig passé ist. Besonders ergiebig – und noch mehr im Trend als alles andere – ist da die Hingabe zum Powdershape. Diese feine Biegung der Nose, dieses Powerhouse von einem extrovertierten Tail-Design ... so viel Versprechen des perfekten Turns, in dem endlich der Körper, der Geist, der Berg und der Spray zur ultimativen spirituellen Erfahrung verschmelzen. Doch hier kommt die Frustration ins Spiel: Solch exklusive Dinger sind schwer zu bekommen und schweineteuer.

Und: der verdammte Powder ist nie dann an meinem Hausberg, wenn ich Zeit habe. Im Vergleich zu den noch viel frustrierteren Adventure-Freeride-Skifahrern, die mit ABS-Rucksack bei 15 cm Kunstschnee am Lift anstehen, lassen sich mit den meisten Powder-Shapes wenigstens auch extensive Kunstschnee-Carving-Sessions zelebrieren. Schließlich muss man immer das Beste aus dem machen, was man gerade vorfindet.

Das Geheimnis eines erfüllten und glücklichen Lebens als Powder-Hound versteckt sich nämlich paradoxerweise in den powderlosen Tagen; und in der Souveränität, mit der man mit ihnen umgeht. Was uns direkt zur Hoffnung führt. Der Hoffnung auf Schneefall und die perfekten Bedingungen, die erfahrungsgemäß jede Wintersaison irgendwann und irgendwo erfüllt wird. Und der Hoffnung, dass man es wenigstens einmal schafft, genau dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Inhalt

148 Seiten
Fruition - Nicolas Müller
Glue - Christian Haller
Mat Schaer Interview
On the Search
Bryan Iguchi
Elias Elhardt
Victor De Le Rue
Backcountry Camping
Lawinensicherheit
Powder- und Splitboards