Pleasure 130
Die Deutschen haben eine spezielle Beziehung zum Reisen. Kurzreisen, Fernreisen, Städtereisen, Pauschalreisen, Winterreisen, Badereisen, ja, bis zum Jahr 2012 war Deutschland sogar Reiseweltmeister. Reise ist jedoch nicht gleich Reise. Manch einer entscheidet sich beispielsweise für den wohlverdienten All-Inclusive-Urlaub in Lanzarote. Morgens über den Kaffee mit Milchpulver beschweren, Vormittags im Partnerlook den vordersten Liegestuhl am Strand sichern, Abends skeptisch das Beinkleid des Tischnachbarn begutachten. Erholung pur. Soll’s geben. Darf man auch mögen. Muss man aber nicht.
Das Reisen hat natürlich auch für uns Snowboarder eine besondere Bedeutung. Fremde Menschen und Kulturen, vom Alltag in den Schnee fliehen. Reisen ist Teil des Snowboard-Lifestyles, jener Lifestyle, den Pleasure seit gut zwei Jahrzehnten propagiert. So kann man sich dafür entscheiden, inklusive Boardbag an eine abgelegene Destination zu reisen. Dort angekommen, holt man kurz vor Mitternacht das Mietauto ab, bemerkt, dass noch keine Schneeketten montiert sind, schafft es irgendwie trotzdem, in die Unterkunft zu kommen, um nach einer dreistündigen Nacht um 06:00 Uhr vom Wecker erbarmungslos aus dem Bett gerissen zu werden ... und trotz allem einen Wahnsinnstag im Schnee zu erleben. Um regelmäßig den besten Schnee unters Brett zu bekommen, ist Reisen also unerlässlich. Pleasure Ausgabe 130 widmet sich genau diesem Thema.
Wir haben einen Schweizer gebeten, uns zu erklären, warum er sich ausgerechnet die dunkelste Zeit des Jahres ausgesucht hat, um durchs finnische Lappland zu carven; ein französischer Fotograf erklärt uns, warum es das europäische Vans-Team bevorzugt, Sibiriens Treppen freizuschaufeln, anstatt durch hüfttiefen Tiefschnee zu jagen; ein paar Amerikaner sind genau das, was Amerikaner eben sind: größenwahnsinnig – weshalb sie sich mit dem Rad mehrere hundert Kilo- meter weit zu den abgelegenen Spots der Sierra Nevada durchgekämpft haben; Arbors Teammanager entdeckt seine heimliche Leidenschaft für südamerikanische Cocktails, Powder und Sonnenuntergänge und unsere hauseigene Lyrik-Abteilung trällert eine Ode an den Frühling und die Pleasure Spring Session in Laax. Obendrauf gibt’s noch einen Typen, der per Snowboard die Freiheit Schottlands erkundet und eine junge Niederländerin, die sich zum Splitboarden in die Mongolei aufmacht.
Was diese Reisen gemeinhaben? Sie haben allen Beteiligten unvergessliche Erinnerungen beschert. Was sie definitiv nicht gemein haben? Jene Erholung, die vielleicht unsere Freunde aus Lanza- rote genossen haben. Denn wer seine Reisen mit Snowboarden verbindet, entscheidet sich nicht zwangsläufig für Urlaub. Anstrengende Hikes, kalte Tage, semi-optimale Schneebedingungen und das Schlafen im Boardbag gehören eben auch dazu. Dennoch sind es oftmals ausgerechnet diese Situationen, die wir im Moment zwar verfluchen, welche uns im Nachhinein jedoch als die denkwürdigsten Geschichten im Gedächtnis bleiben. Selbst, wenn der Kaffee am Morgen mit Milchpulver serviert wurde.
Viel Spaß mit Pleasure Ausgabe 130!
