Magic Moment: Mads Jonsson in Hemsedal

Experience
Christian Öfner
Hemsedal
Erschienen in
Pleasure 118
Stefan Götschl

Magic Moment: Mads Jonsson in Hemsedal

Hemsedal hatte zwischen 2001 und 2005 schon den einen oder anderen Ausflug in den ausgelebten Größenwahn erlebt. Gleich mehrfach wurden im zweitgrößten Skigebiet Norwegens die Grenzen des Machbaren neu ausgelotet und der Ruf als Destination für Kicker der Nimitz-Klasse untermauert. Eine Frage galt es im Mai 2005 noch zu klären: Wie weit kann man auf einem Kicker springen? Die Antwort: knapp 57 Meter!

Verantwortlich für diesen trickgewordenen Langstreckenflug war der damalige Burton-Teamfahrer Mads Jonsson. Seines Zeichens nicht nur Hemsedal-Local, sondern zu dieser Zeit auch Sprachrohr und Komplize des (2013 bei einem Lawinenunglück verstorbenen) Shape-Pioniers Lars Erikson. Resultat dieser Kooperation war der größte Parkjump, den die Snowboardwelt bis heute zu Gesicht bekommen hat: mit einem Table von knapp 40 Metern und einem Sweetspot, der sich weitere 15 Meter entfernt vom Absprung befand.

Mads Jonsson
Jeff Curtes
Hemsedal

Entstanden in den Köpfen von Mads und Lars, wusste keiner der anwesenden Fotografen und Filmer, was sie erwarten würde, als man im Frühling 2005 – nach einigen Tagen Schlechtwetter – beschloss, an den Spot zu fahren und sich an die Mission zu wagen. Während alle Versammelten noch damit beschäftigt waren, den ersten Eindruck zu verarbeiten – respektive nach Frischluft zu schnappen – ließ Mads Jonsson keine Zeit verstreichen.

  • Zwei Speedchecks
  • Ein wackeliger Backside 180
  • Der perfekte (hier abgebildete) Frontside 3 Nosebone
  • Ein unterdrehter Backside 7 Mute

Die Session nahm ein schnelles Ende. In Form einer gebrochenen Hand. Wenngleich natürlich schade – in Anbetracht der vorangegangenen (kurzen aber erfolgreichen) Ausbeute und der verhältnismäßig harmlosen Verletzung nach einem verhältnismäßig tödlichen Slam – kein wirklicher Grund, Trübsal zu blasen.

Snowboarden ist kein von Weltrekorden getriebener Sport und ein Trick nicht schöner, weil er im Guinness-Buch der Rekorde zu finden ist. Trotzdem muss man Mads Jonsson auch fast zehn Jahre nach der Entstehung dieses Fotos eine gehörige Portion Respekt zollen. 57 Meter müssen erst mal übersprungen werden, ein Frontside 360 muss erst mal so gestylt werden ... und die Eier, am Drop In zu stehen, den steilen, mehrere Hundert Meter langen Anlauf zu sehen, sich dabei panisch in die Hose zu machen und das Brett dann trotzdem in Fallrichtung zu drehen ... die Eier muss man erst mal haben.