Interview: Scott Blum

Interview
Harrison Gordon
Erschienen in
Pleasure 131
Eileen Broadhead

Interview: Scott Blum

Scott und ich sind mit zarten 16 Jahren gemeinsam nach Mammoth gezogen. Einige Jahre davor habe ich ihn im Snowpark von Mountain High kennengelernt. Er stoppte neben mir und sagte: "Hey, du bist Harrison, oder?". Ab diesem Zeitpunkt waren wir Homies. Heute sind wir wie Brüder. Ich hatte das Privileg, einen meiner besten Freunde dabei beobachten zu dürfen, wie er sich zu einem der besten Snowboarder entwickelte. Scotts Style ist unverkennbar, einzigartig, ungezwungen und zeitlos. Seine Handplants sind Weltklasse, und er bleibt sich treu. Scott ist Scott. Er ist wie er ist und verstellt sich für niemanden - egal ob mit oder ohne Snowboard. Ich habe ihn dafür immer bewundert und folgerichtig keinen Augenblick gezögert, als ich gefragt wurden, ihn für die "Pleasure Anti Hero" -Ausgabe zu interviewen. In einer Welt voller Durchschnitts-Pros, deren Karriere nach dem Schema F verläuft, sticht Scott als Individuum heraus. Er macht die Dinge nach seiner Art, und passt genau deshalb so perfekt in diese Ausgabe.

Du bist nördlich von Los Angeles aufgewachsen, in Ventura Country. Wie würdest du die Jahre beschreiben, bevor Snowboarden in dein Leben kam?

Vorstadt, Sport und Schule. Bevor Snowboarden in meinem Leben eine Rolle spielte, drehte sich alles um Schulnoten, Fußballtraining, Fußballspielen, Fahrradjumps und Skateboards.

 

Was genau hat dich an Snowboarden fasziniert?

Snowboarden war eineinhalb Stunden von Zuhause entfernt. Meine Eltern fahren nicht Ski oder Snowboard. Meine Schwester konnte Snowboarden, fuhr aber nur an einem Wochenende pro Jahr. Snowboarden war die ultimative Flucht, der Ausbruch von daheim. Man verschwand in die Berge mit den Freunden. Keine Eltern, keine Regeln oder irgendein anderer Shit. Du stehst auf einem Board im Schnee, versuchst Skate-Tricks und Surf-Turns in Terrain, das Skateparks, BMX-Jumps und Dirtbike-Tracks ähnelt.

Scott Blum
Mike Yoshida
Japan
Scott Blum
Mike Yoshida
Japan

Wir haben uns mit 15 Jahren kennengelernt. Du hattest schon damals eine starke Meinung bezüglich dem, was auf einem Snowboard gut aussieht, und was nicht. Woher kamen diese Meinungen?

Was Skaten oder Snowboarden angeht, gibt es keinen „richtigen“ Weg – doch es gibt Standards. Die Menschen, die mich beeinflussten, hatten Standards, und diese nahm ich ernst. Beim Boardslide ist das Rail zwischen den Füßen – und zwar komplett, bis zum Ende; Handplants passieren am Coping; wenn deine Bindung nicht quietscht, bist du eine Bitch; entweder fahren oder aus dem Weg gehen. Die Liste könnte ich noch weiterführen. Wahrscheinlich wollte ich die grossen Kids beeindrucken.

 

Du bist n ziemlich smarter Typ. Du sparst deine Kohle, hast in echten Jobs über die Jahre gearbeitet, obwohl du auch für dein Snowboarden bezahlt wurdest. Du musstest auch von früh an dein eigenes Geld verdienen. Hat es dein alltägliches Leben beeinflusst, einen Vater zu haben, der beim Militär aktiv ist und eine Mutter, die Lehrerin ist?

Ja klar. Ich sehe ihren Einfluss in jedem Bereich meines Lebens. Das einzige, was sie nicht beeinflussen konnten, war meine Snowboardwelt. Falls sie das geschafft hätten, wäre ich vielleicht ein besserer "Profi".

 

Wärst du gerne manchmal ein besserer "Profi"?

Ja und nein. Ja, weil ich so vermutlich mehr involviert wäre, zum Beispiel in den Design-Prozess diverser Produkte. Ausserdem hätte ich wahrscheinlich die Möglichkeit, nach Europa und Japan öfter zu reisen, dorthin, wo die echte Snowboardkultur existiert, wo Lifttickets keine 150 Dollar kosten und Menschen aus allen Gesellschaftsbereichen sich einen Sessellift leisten können. Nein, weil 99 Prozent der Snowboard-Industrie und -Community in Nordamerika von Konzernen und reichen Kids besetzt sind. Mal vom eigentlichen Snowboarden abgesehen, will ich damit nicht allzu viel zu tun haben.

 

Welchen Rat würdest du einem jungen Scott Blum geben?

Kein Alkohol am Steuer. Pass gut auf deine Zähne auf.

Scott Blum
Mike Yoshida
Japan
Scott Blum
Mike Yoshida
Japan
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Mike Yoshida
Japan

Mehr zu Scotts Einflüssen in jungen Jahren, seiner Zeit bei Volcom und wieso er eines seiner vier Cover als Frechheit bezeichnet, lest ihr in der Ausgabe 131. Habt ihr nicht? Ja shit! Dann besser direkt hier bestellen oder – noch viel besser – Abo abschließen oder Online abonnieren, Prämie absahnen und nie mehr eine Ausgabe verpassen.