Sustainability Spotlight No.7

Erschienen in
Eileen Broadhead

Sustainability Spotlight No.7

Dass das Snowboarden und der Wintersport allgemein grundsätzlich nicht sehr nachhaltig sind, kann man nicht leugnen. Lange Anfahrten mit dem Auto, Skiresorts als Touri-Hochburgen, der hohe Energieverbrauch der Bergbahnen, künstliche Beschneiung und das Vordringen in die Lebensräume vieler Tierarten stehen auf der Sustainabilty-Liste wohl eher tief. Aber wir wollen ja alle einfach nur so oft wie möglich snowboarden gehen und viel mehr tun, als mit dem Zug anreisen, kein Dosenbier trinken und die Kippen im Taschenascher verstauen, können wir auch nicht. Deshalb ist es um so wichtiger, dass die Verantwortung nicht nur bei uns als Einzelpersonen hängen bleibt, sondern dass auf jeder Ebene Maßnahmen zum nachhaltigeren Leben und Snowboarden ergriffen werden. 

Ein Resort in der Schweiz ist beim Thema Nachhaltigkeit ganz vor dabei; Laax. Mit mehr als drei verschiedenen Snowparks, der längsten Halfpipe der Welt, der Freestyle Academy, dem nicht-Apres-Ski-basierten Nachtleben und der vergleichsweise hohen Dichte an Snowboardern ist der Besuch in Laax sowieso mindestens einmal im Jahr ein Muss für jeden Snowboarder. Aber neben all diesen tollen Geschichten läuft hier noch was Anderes und zwar das Greenstyle Konzept der Weissen Arena Gruppe. Was es damit auf sich hat und welche Sustainability-Maßnahmen in Laax getroffen werden, haben wir während unserem letzten Trip dort hin für euch herausgefunden.

CO2 neutral …

… ist die Energie, die das gesamte Gebiet versorgt, bereits heute. Der Großteil des Strombedarfs wird durch Wasserkraft abgedeckt. Dazu kommen Energiequellen wie Photovoltaikanlagen und die Umstellung von Öl- auf Pelletheizungen. Viele der Bahnstationen sind bereits mit Solarpaneelen ausgestattet. Nicht nur auf dem Dach, sondern auch an den Fassaden. Praktischerweise wird die Sonneneinstrahlung an den Fassaden durch die Reflexion im Schnee sogar noch erhöht. Und für alle, die keinen Plan haben was zum Teufel eine Pelletheizung ist, keine Angst, wir erklären’s euch. Pelletheizungen werden mit Holzpellets, also Holzspänen und Sägemehl, betrieben. Sie sind ähnlich aufgebaut und leistungsstark, wie Öl- und Gasheizungen, spucken aber weniger Dreck in die Atmosphäre, da sie mit dem CO2-neutralen Rohstoff Holz betrieben werden. Holz ist ziemlich cool, denn während seines Wachstums, bindet es CO2 in sich ein. Genau so viel, wie bei seiner Verbrennung freigesetzt wird. 

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Selbstversorgung bis 2030 …

… ist das Ziel der Weissen Arena Gruppe und Teil dessen Greenstyle Konzeptes. Wie man dazu kommt, zeigt uns der sogenannte Sieben-Punkte-Plan. Die meisten dieser Punkte werden bereits teilweise umgesetzt, jedoch muss der ganze Plan radikal ausgeführt werden, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Das setzt Zeit, viel Arbeit, den Willen und finanzielle Investitionen voraus. Doch bei vielen Punkten kann auf längere Zeit auch extrem viel Geld gespart werden. Am nachhaltigsten ist es ja immer noch, so wenig wie möglich an Ressourcen zu verbrauchen und je weniger Ressourcen man braucht, desto weniger Geld muss man dafür ausgeben.

Der E-Pistenbully …

Ja, sowas gibt's tatsächlich schon. Da der Markt für Pistenpräperationsfahrzeuge eher klein ist, existiert die Technologie für 100% elektrisch angetriebene Bullys noch nicht. Erst einmal steht die Umstellung bei Lastwagen an, da die Motoren der Pistenbullys auf der Technologie von Lastwagenantrieben basieren. Aber die Hybrid-Version ist bereits in Laax im Einsatz. Die gesamte Flotte ist mit einem sogenannten Motordatasystem ausgestattet, dass dem Fahrer die optimale Drehzahl für einen minimalen Dieselverbrauch anzeigt. Noch dazu können die Pistenbully-Fahrer dank einem 3D-Schneehöhenmessungs-System gezielt die Pisten präparieren und so die zurückgelegten Strecken im Gebiet minimieren. 

Philipp Ruggli

Plus-Energie-Bauten …

… bergen mit Abstand das größte Potenzial für Energiesparmaßnahmen. Dabei geht es um Gebäude, die mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen. Das kann durch thermische Solaranlagen oder Photovoltaikanlagen erreicht werden, die die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser produzieren. Dabei ist es an Orten wie Laax wichtig, auch an die Masse an Schnee zu denken, die jeden Winter auf den schönen Solarpanels liegenbleibt und sie total nutzlos macht. Deshalb sind, wie schon erwähnt, im Skigebiet selbst einige Gebäude der Bergbahnen auch an der Fassade mit Solarpanels ausgestattet. Auch auf dem Dach des Riders Hotel finden sich Solarpanels, die vertikal, anstatt horizontal angebracht sind und auf beiden Seiten Sonnenenergie aufnehmen können.

Philipp Ruggli

Greenstyle Foundation …

… wurde 2016 gegründet und ist eine vom Greenstyle Konzept unabhängige Non-Profit-Organisation. Ziel der Stiftung ist der Erhalt und Schutz der einzigartigen Umwelt in und um Laax. Die Stiftung finanziert durch Spendenbeiträge verschiedene Projekte, wie beispielsweise die Förderung von ökologischen und regionalen Waren und Lebensmitteln, deren Produktion und den fairen Handel. 

Sonst noch was?

Ja! Denn wir haben euch hier nur ansatzweise aufgezeigt, welche Maßnahmen in Laax zum Schutz des Klimas und der Umwelt getroffen werden. Da gibt es noch die Aufladestationen für Elektro-Autos und E-Bikes, die überall verteilt sind, den E-Shuttle, den man für 24.- Franken mieten kann (wobei der Ertrag zu 100% an die Greenstyle Foundation gespendet wird) und die zahlreichen Recyclingstationen am Berg und im Tal. In mehreren Restaurants wurde das KITRO Foodwaste Management System eingeführt, das analysiert welche Lebensmittel in welcher Menge im Abfall landen um zukünftig den Foodwaste zu minimieren. Die Banner die an den Laax Open die Pipe und den Slopestyle schmücken werden nach dem Event zu Taschen, Laptophüllen und Rucksäcken verarbeitet und vor Ort verkauft. Kaputte Klamotten kann man jede Woche in der Lobby des Riders Hotel gratis reparieren lassen, anstatt sie wegzuwerfen, und gleich nebenan im komplett vegetarischen Restaurant Gerichte geniessen, die hauptsächlich mit Produkten aus der Region zubereitet werden. 

 

Philipp Ruggli

Ihr seht also, hier kann man sich auf jeden Falls so einiges abgucken. Laax ist sowieso eine Blase und jedes mal wenn man dort ist, kommt man sich vor wie in einem Paralleluniversum. Umso schöner ist es, dass hier das Streben nach Nachhaltigkeit so allgegenwärtig ist. Man wird durch das gute Beispiel motiviert, sich der Geschichte anzuschliessen und hoffentlich beim Verlassen der Blase die Awareness mit nach Hause zu nehmen.

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