Magic Moment: Lorenz Holder Waterslide

Interview
Christian Öfner
Lorenz Holder
Folgefonna
Erschienen in
Pleasure 123
Stefan Götschl

Magic Moment: Lorenz Holder Waterslide

Ein ziemlich flacher Spruch (den man gerne auf flachen Stickern und noch flacheren T-Shirts liest) besagt: Snow is only frozen water. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Wasser natürlich auch nur getauter Schnee ist und folgerichtig einen adäquaten Untergrund für Snowboarding liefert. So wie für diesen pittoresken Waterslide aus Folgefonna, Heimat eines der legendärsten Snowboardcamps in Europa.

Schon der Anblick des Fotos genügt, um Frostbeulen zu verursachen. Wie eisig war es wirklich?
Gar nicht mal so schlimm. Solange man den direkten Kontakt zum Wasser mied, waren die Temperaturen Ende Juni überraschend angenehm. Im Gegensatz zum Gletscherwasser des Waterslides, das gerade mal ein paar Grad über Null hatte.

Und wie nass kam Fahrer Sebastian Krohn zuhause an?
Sebastian hatte sich ein paar Wochen zuvor das Schlüsselbein gebrochen und durfte dieses noch nicht voll belasten. Während der Rest der Crew deshalb im Park beschäftigt war, vertrieb sich Sebastian die Zeit an dem Waterslide. Zum Ende der Woche hat der einst kleine See aufgrund des Frühlingswetters ziemlich stattliche Ausmaße angenommen, aber Sebastian war schon so erprobt, dass es ihm gelang, zwei Kurven zu machen. Nass wurde er dabei kein einziges Mal.

Das Bild entstand 2007 in Folgefonna, ganz am Anfang deiner Laufbahn als Fotograf. Was hat dich damals nach Norwegen verschlagen?
Das war mein erstes großes Team-Shooting für Nitro, der erste wirkliche Foto-Job überhaupt. Teamfahrer aus aller Welt kamen damals zum Shooten nach Norwegen. Und ich mittendrin.

Warum zählt es neun Jahre später immer noch zu deinen Lieblingsfotos?
Ich mag das Bild einfach. Es ist herrlich simpel, aber hat Wirkung. Die Spur im See erzählt eine Geschichte und – keine Frage – die Farbe des Wassers wirkt sich ebenfalls positiv auf das Bild aus.

Norwegen bietet aufgrund seiner Natur scheinbar unendlich viele Foto-Motive. Welche Rolle spielen Hintergrund und Natur für ein Foto?
Sagen wir mal so: Je besser der Hintergrund beziehungsweise die Umgebung eines Spots, desto leichter ist es, ein schönes Foto zu schießen. Als Fotograf muss ich eine Symbiose finden, in der die Landschaft aber auch der Snowboarder gut zu Geltung kommen. Schwer wird es bei vermeintlich hässlichen Spots. Dann muss man kreativ werden und eventuell das Snowboarden etwas näher ins Geschehen rücken, um vom wenig plakativen Hintergrund abzulenken. Norwegen zählt nicht ohne Grund zu meinen fotografischen Lieblingsländern. Tolles Licht, unglaubliche Natur und stundenlange Sonnenuntergänge – da wird einem das Arbeiten dann doch etwas einfacher gemacht.

Fotografen haben die größte Freude an Waterslides. Ganz im Gegensatz zu den meisten (gerne auf Coolness getrimmten) Fahrern, denen Waterslides häufig zu verspielt sind. Wie schaffst du es dennoch, die Fahrer zu motivieren?
Wer mit mir shooten geht, weiß, dass es bei der Spotauswahl schon auch mal etwas skurriler zugehen kann. Große Überredungskünste muss ich deshalb kaum noch auspacken. Und ja: Waterslides machen auch dann Spaß, wenn etwas schiefgeht. Zumindest als Fotograf. Frag mal Marc Swoboda. Der hat sich damals ebenfalls an dem Spot versucht und ist in der Mitte des Sees kläglich gescheitert. Wie Basti Rittig dem vor Kälte kaum noch klar denkenden Marc recht trocken: „Schwimm halt!“, zuruft, werde ich nie vergessen.

Wie gehst du mit dem Vorwurf um, dass deine Fotos häufig „kein richtiges Snowboarden zeigen“?
Richtiges und falsches Snowboarden gibt es nicht. Der Sport lebt von der Kreativität und dem Mut für Neues. Wer sagt, dass Contest-Snowboarden „richtiger“ ist? Mir persönlich schlafen dabei meist die Füße ein. Ein Magazin lebt von der Mischung ... da ist genug Platz für alle möglichen Arten von Snowboard-Fotos.

Folgt Lorenz auch auf Instagram: @lorenzholder

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